Sonntag, 31. März 2013

Old Arbo und die Pumpkins: Über einen Neuanfang in alten Latschen mit neuer Sohle

Jaja, der gute Billy Corgan, eine Diva vor dem Herrn und in seiner theatralischen Art für mich manchmal hart an der Schmerzgrenze. Aber irgendwie hat sein Ehrgeiz auch etwas Sympathisches. So im Rückblick kann ich sagen, dass ich den Eindruck hatte, die Pumpkins wären tot und da konnte Corgans Glaube (!) an das Projekt "Pumpkins" in den letzten Jahren auch nichts ändern - eher bestätigten seine Versuche nur das Gegenteil, dass nämlich der Patient nur noch künstlich am Leben erhalten wurde.

Das hatte eine gewisse Tragik.

Letztes Jahr gab's nun das neue Album "Oceania". Und was soll ich sagen, mein Eindruck ist, dass der Patient - für mich völlig unerwartet - aus dem Koma erwachte. Corgan hat es tatsächlich geschafft, ein paar kompetente Musiker um sich zu scharen und mit ihnen zusammen ein Album zu produzieren, dass einzelne begeistert feiern als das "beste Pumpkin-Album seit 'Adore'" (Sven Kabelitz, Laut.de), als "eines der weitaus spannenderen Rockalben der Zeit" bzw. als "gigantisches Album [..], das dem Rock endlich einen zeitgemäßen Habitus bringt" (Jacob Biazza, Focus).

Um ehrlich zu sein, ich habe sehr lange gezögert, mich mit "Oceania" zu beschäftigen, weil mich im Grunde alles seit Siamese Dreams (1993) und Mellon Collie and the Infinite Sadness (1995) nicht mehr wirklich vom Hocker haute und alles, was Corgan in den letzten Jahren versuchte, in meinen Augen Rohkrepierer waren.

Aber nun gab ich mir doch einen Ruck und muss zugeben, dass mich "Oceania" schon vom Sound des Openers "Quasar" einnahm: Hey, da war wieder dieser Sound von Siamese Dreams! Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, aber einige Songs schaffen es wirklich, das alte Pumpkins-Feeling aufkommen zu lassen. Dabei wirkt das Album irgendwie auch frischer. Mensch merkt förmlich, dass es Corgan und seiner Crew Spaß gemacht haben muss, das Album einzuspielen.

Dabei sind zum Teil wirklich fette, recht eingänge wie abwechslungsreiche Songs herausgekommen - teilweise mit einer merklichen, aber nicht unbedingt unangehmen Plasik-Brise Pop. "Quasar", "Panopticon" und "The Chimera" gehören sicher zu den härteren Stücken, von denen mir vor allem aber "The Chimera" durch seinen durchgängigen, Pumpkins-typischen Groove gefällt. "Glissandra" rollt irgendwie mit einer mordsmäßig coolen Bassline nach vorn, begleitet von einem schönen Gitarrengesäusel. "One Diamond, one Heart" liefert einen stumpf-monotenen Dance-Beat und -Sound, der vielleicht einzelnen zu experimentell wirken mag, in seiner Art tatsächlich aus den Songs hervorsticht, aber mir nicht wirklich negativ auffiel. Mit "The Celestials" liefern die Pumpkins meiner Meinung nach einen wirklichen Ohrwurm, dicht gefolgt von "My Love Is Winter".



Tja, "Oceania" ist für mich eine echte Überraschung: Es fühlt sich so an, als ob Corgan den ausgelatschten Pumpkins-Latschen eine neue Sohle spendiert hat und mehr noch, nach jahrelangem Umherirren scheinen die Smashing Pumpkins endlich wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Bleibt zu hoffen, dass sie noch eine Weile auf diesem Weg bleiben und uns mit ähnlich tollen Alben beglücken!

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