Dienstag, 12. Mai 2009

Arbo spricht: über Revolte!

Da äußern Herr Sommer (DGB) und Frau Schwan, dass sie wohl demnächst mit sozialen "Unruhen" rechnen und liefern gleichzeitig die Initialzündung für eine Debatte, die sich nun seit einigen Wochen schon hinzuziehen scheint (z.B. in der SZ, TAZ, FR, Netzzeitung und RP-Online). Gleichwohl gab z.B. auch Frankreich dazu Anlass, wenn ich an die "Festsetzung" dieser Manager bei Faurecia (Bossnapping) denke. Jedenfalls waren Herr Sommer und Frau Schwan in aller Munde. Auf ARTE gab es ein Diskussion, in der u.a. der EX-BDI-Chef Henkel zugegen war und in der es u.a. um das eben angesprochene "Bossnapping" ging. Auf Phoenix gab es diverse Talkrunden, in denen ebenfalls das Thema anklang. Und auch das Nachtjournal vom 10.05.2009 befasste sich mit dem Thema. Zu guter Letzt, gestern, Anne Will mit dem Thema Ehrenamt und Suppenküche/Speisetafel.

Das Erste, das mir seit diesen medialen Offenbarungen von Sommer und Schwan durch den Kopf ging, war: Na, wenn DIE davor warnen, dann ist sicher nicht wirklich was zu befürchten. Das Zweite war, dass ich mich fragte, woher die das eigentlich wissen wollen!

Das Problem ist doch, dass sie Zustände beklagen, die schon seit geraumer Zeit beklagt werden. Und das, immer und immer wieder. Jetzt entsteht der Eindruck, "die Krise" kommt und sorgt für soziale Verwerfungen, die zu Unruhen führen können. Nein, nicht die Krise kommt, sondern die sozialen Verwerfungen sind (!) eine Krise! Und wer es wissen wollte, der hat das auch vorher wissen können. Jetzt müssen sich solche Leute wie der Sommer, der ja Gewerkschafter ist, zu Recht fragen lassen, was sie gegen DIESE Krise getan haben! Statt jetzt vor "Unruhen" zu warnen, erwarte ich von einem Gewerkschaftschef eigentlich, dass er gleich voll loslegt. Damit meine ich ausdrücklich nicht irgendwelche Gespräche.

Und genau das ist das Problem: Mensch kann eine "Revolte" auch "totlabern". Deshalb sind die ganzen Bedenkenträger|innen auch so albern. Deren "Empörung" über Sommer und Schwan wirkt geradezu zynisch. Wirklich empört müssten die sein, in denen es schon länger rumort, die länger ALG II oder sonstige Repressalien erdulden müssen. Denn die hat vorher niemand sehen wollen. Jetzt, ach Wunder, da ist "die Krise" da ... und da entdeckt mensch erst ein "soziales Gewissen". Insofern ist die "Warnung" vor Unruhen eigentlich nichts anderes, als voraus eilender Gehorsam. Geradezu heuchlerisch: Sich einerseits betroffen zeigen, ob der sozialen Umstände; Partei ergreifen wollen. Aber andererseits dann das Warnen vor sozialen Unruhen. Warnung statt Solidarität! Irgendwie passt das nicht!

Dabei scheint mir die reale Chance für "soziale Unruhen" ehrlich gesagt nicht viel höher, als sie noch vor ein paar Jahren war. Gut, es kann sein, dass, wenn "die Krise" so richtig durchschlägt, sich dann durchaus das politische Klima verschärft. Aber "Unruhen"? Wenn ich mir überlege, wie viele Interessengruppen es gibt, befürchte ich eher eine weitere soziale Spaltung. Es kann also durchaus sein, dass die sogenannten menschenfeindlichen Einstellungen zunehmen (Stichwort: gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit). Es wird also vermutlich mindestens auf eine weitere Stigmatisierung und Ausgrenzung von sozial benachteiligten Schichten/Gruppen hinaus laufen.

Kurioserweise "lief" mir gestern noch ein interessanter Film von 1994 ("Flüstern & SCHREIEN 2") über den Weg. Erstaunlich, wie einige der dort geäusserte Dinge fast schon wieder in unsere heutige Zeit zu passen scheinen. So oder so ähnlich hören sich heute wieder vereinzelte Menschen an, nicht nur in Talkshows. Ob solche Kritik aber wirklich auseicht, um für "Unruhen" zu sorgen, das mag ich ehrlich gesagt zu bezweifeln.


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