Dienstag, 1. Juli 2008

Wächter des Tages

Um es gleich vorweg zu schicken: Gelesen habe ich noch keines von Sergei Lukjanenko's Büchern (steht aber mit auf der „to-do“-Liste); ich kann (und will) hier also nichts dazu sagen, inwiefern das Buch filmisch ungesetzt wurde. Ich kann aber ein paar Dinge im Vergleich zum „Wächter der Nacht“ schreiben – den habe ich mehrmals gesehen.

Wie im ersten Teil auch, gibt es eine kleine Rückblende in die Vergangenheit: Diesmal wird die Zuschauerin nach Samarkand entführt, wo so ein alter weiser Herr mit der sogenannten Schicksalskreide sitzt. Irgendwie könnten diese Szenen den Burgpanoramen und Schlachtszenen aus dem Herrn der Ringe oder einigen dieser neueren „Antikfilme“ (Troja u.ä.) entsprungen sein. Eigentlich ganz gut gemacht, nur dann die Stadtszenen selbst sind etwas arm: Irgendwelche vorderasiatischen Pseudo-Haschassinen-Ninjas.

Aber gut, das war nur der Einstieg. Gleich danach geht’s weiter nach Moskau, wo Anton mit Svetlana im Auto sitzend zu einem Einsatz beordert wird: Eine alte Frau wurde überfallen, ihr wurde das Rückenmark – das Leben – sprichwörtlich ausgesaugt. Am Ort des Geschehens angekommen verfolgen beide dem mutmaßlichen Täter, wobei Anton und Svetlana die Zuschauerin auf einen Trip ins „Zwielicht“ entführen. Und da zeigt sich wieder mal, was den Film ausmacht: Diese „Realitätswechsel“ und die Darstellung der Grenzbereiche, in denen Zwielicht mit „Realität“ verschwimmen. Nun ja, konkret zum Inhalt des Films. Dieser dreht sich vordergründig natürlich wieder um Anton und seinen Sohn, der inzwischen bei Zavulon – dem Oberwächter der Nacht – aufwächst. Anton selbst wird durch ein paar unglückliche Umstände des Mordes bezichtigt und weil das gegen den Vertrag zwischen der Nacht- und der Tagseite verstößt, soll er vor die Inquisition beordert werden, von der er praktisch seine Liquidierung erwarten darf. Nun ja, das lässt sich möglicherweise umgehen, wenn Anton in den Besitz der „Kreide des Schicksals“ gelangt, von der er im späteren Verlauf erfährt, dass er sie am Ort, an dem er sein Schicksal „verraten“ hat, einsetzen muss. Neben der Vater-Sohn-Geschichte und der Inquisitions-Kreide-Geschichte geht es auch um ein paar Liebesbeziehungen bzw. Affairen.

Der Zuschauerin werden zwar eine Reihe von Antworten gegeben, die sich nach dem „Wächter der Nacht“ stellten. Aber zu viel Tiefgründigkeit darf nicht erwartet werden. Statt dessen einfach wieder wirklich fantastische Bilder. Das „Zwielicht“ hatte ich schon erwähnt. Aber es gibt Szenen, z.B. eine Autofahrt an der Hauswand eines Hotels, die total überdreht wirken, als ob die Filmemacher die Matrix-Ideen in Grund und Boden stampfen wollten: Aber diese Szenen sind trotz jeglicher Realitätsferne einfach sehenswert und cool. Extrem einprägsam auch ein apokalyptisches Moskau, in dem die Menschen vor einem riesigen Riesenrad fliehen, welches rastlos alles zermalmt, was sich in seinem Weg befindet. Ganz so tolle Einstellungen wie die einer sich lösenden Flugzeugniete gibt es nicht, aber annäherungsweise ähnliche Szenen: Zum Beispiel, wenn zum Schluss hin ein Stück Glass einige Meter nach unten fällt.

Leider wirkten eine Reihe von Szenen wie eine „Kopie“ oder eine tupierte Kopie. Paradebeispiel: Die apokalyptischen Szenen. Sicherlich sollten sie wirken wie aus den bekannten Katastrophenfilmen oder Gozilla. Aber dass dies dann so schnell im (Film-) T.V. zu sehen war, das passte irgendwie nicht.

Nichtsdestotrotz: Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Es gab wunderbare Bilder. Insofern haben die eben genannten Mankos nicht wirklich gestört. Viel eher störte mich, dass trotz aller Effekte dieses Mal kaum wirklich Werkreaturen zu sehen waren. Wer also kurzweilige Unterhaltung sucht, der wird mit diesem Film sicher seine Freude haben.

P.S.: Über die Filmmusik kann natürlich gestritten werden. Aber meiner Meinung nach passte die Gitarrenmugge ziemlich gut. Es war wirklich ein ziemlich cooles und fettes Brett, welches da die ein oder anderen Szenen untermalte.

Links
Wächter des Tages (Offizielle Webseite)
Wächter des Tages (Wikipedia)
Kritik auf Filmstarts.de
Kritik auf Moviemaze.de
Kritik auf Critic.de

Bild
Ingame.de

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