Sonntag, 23. Dezember 2007

Aussteigen aus der Wohlstandshektik?

Gerade eben entdeckte ich einen recht vorzüglichen ZEIT-Artikel von Iris Radisch, geradezu passend zur Weihnachtszeit: "Vom Glück der Erleuchtung" (Plädoyer für den Ausstieg aus der Wohlstandshektik).


"[A]nders als der Erwerb lässt sich der Konsum der Waren bisher nicht delegieren. Haben wir die Waren dann doch irgendwann irgendwie konsumiert, schaffen wir es wiederum kaum noch, sie zu entsorgen, um für neue Waren Platz zu machen [...].

[...]

Dieser rasende Stillstand führt dazu, dass wir alles Wichtige in unserem Leben mehr und mehr von anderen erledigen lassen. [...] Diese käuflichen Erlebnisangebote sind meist so erstklassig und professionell, dass der Vergleich zwischen dem gekauften Erlebnis und dem selbst verfertigten Erlebnis-Original in etwa so ausfällt wie der zwischen Omas gehäkelten Topflappen und einer hochgerüsteten Einbauküche. Mit anderen Worten: Die selbst verfertigte Erlebnisware hält dem Qualitätsvergleich nicht stand. Die selbst verfertigte Wirklichkeit ist grau und mühsam, sie klappt nicht, sieht nicht so gut aus, sie ist voller Makel. Außerdem dauert sie viel zu lange. Die gekaufte Wirklichkeit bietet mehr Erlebnis in kürzerer Zeit.

Auf diese Weise schrumpft die selbst erlebte Wirklichkeit immer mehr [...]. Manchmal können wir sie nirgends mehr finden.

[...]

Jahrhundertelang hat man sich Sorgen um das Leben nach dem Tod gemacht. Dass das Leben vor dem Tod gerade am Aussterben ist, ganz einfach, weil wir kaum noch Zeit und Lust zum Selberleben haben, sollte uns heute noch viel mehr Sorgen machen."


Ich denke, gerade in der konsumfreudigen Vorweihnachtszeit sind dort ein paar interessante Gedanken zum Nachdenken enthalten, die zudem nicht einfach nur in "das Lied der Entschleunigung" einstimmen.

Daher Prädikat: Lesenswert!

Link: IRIS RADISCH, "Vom Glück der Erleuchtung", ZEIT.

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