Mittwoch, 21. November 2007

Devildrivers Ode an die Wut

Vor ein paar Jahren bekam ich „The Fury of Our Maker's Hand“ von Devildriver in die Hände und was soll ich sagen: Ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass derartig harte Musik sich bei mir so sehr zum Longplayer entwickeln würde. Nun haben die Jungs ein neues Album rausgebracht: „The Last Kind Words“.

Der Eindruck beim ersten Reinhören: Enttäuschung. Irgendwie total der blöde Metal-Core-Mix wie er derzeit überall angesagt ist. Und so brachte ich es gestern auch nicht wirklich zum richtigen Durchhören des gesamten Albums.

Ein zweites und intensiveres Hören ließ dann aber endlich den Mond aufziehen, der sich mit seinem silbrig-kalten Schein durch den dunkelrau bewölkten Himmel brach. Jede Sekunde, jeder Atemzug lässt mich neue Feinheiten, Grooves und Melodien entdecken und fühlen ... das Album wächst und ist regelrecht süchtig danach, mit Euch eine Symbiose einzugehen.

Mit anderen Worten: Das Album ist mal wieder ein kleines Meisterwerk – mindestens aber ein würdiger Nachfolger von „The Fury of Our Maker's Hand“. Hier werdet ihr von einer tonnenschweren Walze überrollt, ausgeweidet und im Hagel erbarmungsloser Schlagzeugstakkati zerfetzt, um dann Euren Schmerz unter wütenden Grooves abzuschütteln und Euch weiter dem eisigen Unwetter dieses Albums entgegenzustellen Hier und da versüßt durch den Honig melancholischer Melodien: Wie die Schaumkrone eines wütenden Meeres, die sich von dessen Wogen immer wieder überspülen lässt, um sich dann erneut aufzubauen.

Die anfängliche musikalische „Eintönigkeit“, die die unbedarfte Hörerin beim oberflächlichen Hören diesem Album attestieren mag, entwickelt sich zu einem Mosaik immer wieder neu zu entdeckender Melodienläufe und Grooves. Zudem offenbart sich dann auch die Abwechslung, die in diesem Album steckt. Interessant sind da insbesondere „Head on the Heartache (Let them Rot)“, welches mich schon ein wenig an den Industrial-Charakter von STATIC-X erinnert, ohne dabei aber den typisch wütenden Deathmetal zu verleugnen. Ähnlich „Burning Sermon“: Schöner Groove, der sich wunderbar in das schnelle Devildriver-Korsett zwängt. Absoluter Clou und mein kleiner Favorit: „Monsters of Deep“. Wenn ich es nicht genau wüsste, hätte ich im ersten Moment an PANTERA vs. BRUJERIA gedacht. Einfach herrlich, wie langsam sich dieses Monster – im Vergleich zum Rest des Albums – nach vorn walzt.

FAZIT

Vielleicht nicht gerade geeignet für Leute, die schlecht drauf sind oder Ärger mit „dem Amt“ haben. ;-) Aber insgesamt ein super Album. Auf jeden Fall ein klasse Nachfolger von „The Fury of Our Maker's Hand“. Für mich ein neuer Kandidat für einen Longplayer. Wer also auf wütende Schlagzeugsalven steht, die sich in Melancholie und Groove auflösen, ist hier absolut richtig.


Bild
Roadrunner

P.S.: Nein, ich schreibe hier ausdrücklich nichts von Metalcore, Nu-Metal oder „Thrash-Metal“. Devildriver ist im positivsten Sinne des Wortes Cross-Over – egal, was mensch da aufzählen mag, es würde dem nicht gerecht werden. (Mal abgesehen davon, dass die normalen Subgenrebezeichnungen ohnehin für's bornierte Metalvolk sind und nicht für den aufgeklärten Metalbohème. ;-) ).

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