Freitag, 21. September 2007

Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir niemand!

General Münte, die SPD-Tante für besonders schlechte Nachrichten, hat mal wieder zugeschlagen. Der Anlass: Die Kinderarmut in Deutschland. Wer in letzter Zeit die kontinuierlichen Meldungen über Kinderarmut und Hartz-IV verfolgte, der wird sich über die Wichtigkeit dieses Themas kaum wundern. Höchstens über Münte, denn der kommt zu fast schon defensiv-verteidigenden Schlussfolgerungen: Schuld sind vor allem die Eltern. Kinderarmut wäre nicht an der Höhe von Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld 2 festzumachen. Klingt ein wenig nach „Eigenverantwortung“ und nach CDU? Stimmt, ist auch so. Die SPD-Tante hat hier mal wieder ihr soziales Gewissen kräftig zur Ader gelassen. Und zwar in geradezu zynischer Art und Weise!

Denn war es nicht die SPD, welche Hartz-IV einführte und damit auch noch Unterschiede zwischen Ost und West in der bertraglich unterschiedlichen Höhe zur Lebenshaltung zementierte? Wenn Münte nun meint, das Geld ja nicht alles sei, muss er sich schon fragen lassen, warum er zum Beispiel DIESEN Unterschied damals zulies. Außerdem: Im August diesen Jahres monierte das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Bonn, dass im Zuge der Hartz-IV-Gesetze pro Kind etwa 3,42 Euro für die Ernährung zur Verfügung stehen, obwohl für eine ausgewogene Ernährung zwischen 4,68 Euro (Discounter) und 7,44 Euro (Supermarkt) notwendig wären. In der Pressemitteilung der Universität Bonn heißt es zu dieser Studie:
„'Für Empfänger von Arbeitslosengeld II ist es kaum möglich, ihre Kinder ausgewogen und gesund zu ernähren' [...] Das FKE empfiehlt daher, die aktuellen Regelsätze für Kinder und Jugendliche zu überdenken“.
Um es klar zu stellen: Sicherlich haben Eltern eine Verantwortung und diese kann ihnen auch keiner abnehmen. Aber wenn Münte jetzt alle Schuld von sich und seiner Partei sowie der Regierung weist, die Verantwortung offenbar allein den Eltern zuschiebt, was ist dann bitteschön an diesem Kerl, an der SPD, noch sozial? Wie autistisch ist diese SPD-Tante denn, wenn sie ganz offensichtlich sämtliches Wehklagen über die vor allem materielle Armut ignoriert? Angefangen vom „hauseigenen“ Armuts- und Reichtumsbericht, über die Äußerungen diverser Sozialverbände bis hin zu oben benannter Studie sind doch reale Phänomene beschrieben, die zumindest einmal zum Nachdenken anregen sollten. Doch da bedient Münte tenendziell lieber die gleichen Vorurteile wie sein Vorgänger Clements, der in seiner unnachahmlich sozialen Art den gemeinen Hartz-IV-Empfänger mal einfach zum Sozialschmarotzer deklarierte. In der SPD längst ein Schick, dem sich auch SPD-Chef Beck annahm, indem er u.a. der Unterschicht einen mangelnden Aufstiegswillen attestierte – nicht zu vergessen das Vermittlungsproblem, welches dieser Chef seinen offensichtlich minderbemittelten Wählern zuschrieb. Naja, die Zeiten ändern sich und deshalb wäre es endlich nötig, dass sich die Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ein neues soziales Credo gibt? Wie wär's mit: „Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir niemand!“.

Links

  1. Müntefering fordert Umdenken (Frankfurter Rundschau).
  2. 2,6 Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut (Leipziger Volkszeitung).
  3. „Arbeitslosengeld II reicht nicht für gesunde Kinderernährung“, Universität Bonn (2007), Pressemitteilung vom 01.08.2007.

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