Samstag, 22. September 2007

Bahnverkauf und Megalomanie?

Den Ärger um die Leipziger Stadtwerke und den megalomanischen City-Tunnel vermutlich ahnend, setzte sich Tiefensee, der Mann für's besonders Geschäftliche, nach Berlin ab, wo er – für die sächsische Provinz unerreichbar – nun erneut ein gigantisches Projekt "beaufsichtigen" darf: Die Privatisierung und "Aktienwerdung" der Bahn. Insofern scheint der Mann wenigstens so klug zu sein, sich nicht auf solch einen Mist wie diese jämmerliche LKW-Maut einzulassen. Hätte er da auf so eine illustres Unternehmen wie Tollcollect eingehen müssen, darf er sich angesichts anonymer Anleger sicherlich zurücklehnen: Wer will ihm zum Vorwurf machen, WER dort anlegt, wenn er diesen Jemand gar nicht kennen kann? Und im Gegensatz zu Tollcollect, wo eine "Leistung" erbracht werden sollte, liefert ja ein "Aktionär" seine Leistung im Voraus, in der Hoffnung, eine Gegenleistung zu bekommen.

Daran, dass sich dadurch etwas verbessert, glaube ich persönlich nicht. Wer ab und an mit der Bahn fährt, weiß, dass dies verdammt teuer ist und zudem auch weniger servicefreundlich, wie es eigentlich sein sollte. Dass eine Privatisierung Vorteile bringt, ist angesichts dieser Branche eigentlich auch nicht zwingend. Volkswirtschaftlich gesehen müssen dort enorme Investitionen getätigt werden, z.B. für den Ausbau und die Wartung des Schienennetzes. Wie stark die Privatisierungseuphorie genau diesen Aspekt außer Acht lässt, zeigte sich schon anhand des Streits um die Telekom mit ihren "Netzgebühren": Verständlicherweise wollte sie nicht zulassen, dass sich Fremdanbieter auf den eigenen "Kommunikationsschienen" kostenlos austoben und dadurch Finanzen (Investitionen) sparen. Das Ausweichen auf "Mobilfunknetze", die möglicherweise etwas günstiger in der Installation und Wartung sein mögen, ist bei der Bahn aber nicht möglich. Bahn bleibt eben Bahn und die benötigt Schienen, die geplant, genehmigt, verlegt und gewartet werden müssen. Da führt kein Weg dran vorbei. Also "billiger" wird das aus meiner Sicht nicht.

Links
Bahn-Privatisierung rückt wieder näher (LVZ)
Missbrauch und Furcht (Kommentar, LVZ)

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